Fotografieren auf Friedhöfen erlaubt?

 

Ist es eigentlich erlaubt auf einem Friedhof zu fotografieren? Dürfen Fotos, die auf Friedhöfen gemacht wurden, veröffentlicht werden? Dürfen Fotos von Grabsteinen ins Netz gestellt werden? Dürfen etwaige Kunstwerke auf Friedhöfen fotografiert und veröffentlicht werden? Diese Fragen stellen sich viele Fotografen, die gerne auf Friedhöfen fotografieren.

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Prinzipiell ist es nicht verboten, auf Friedhöfen zu fotografieren

 

Sofern es sich nicht um private Friedhöfe* handelt, sind Friedhöfe wohl als öffentliche Orte zu bezeichnen. In Österreich darf im öffentlichen Raum fotografiert werden und im Zuge der Panoramafreiheit dürfen auch Fotos von urheberrechtlich geschützten Bauwerken, sofern sie von öffentlichem Grund aus aufgenommen wurden, verwendet werden. 
So weit so schön. Wirft man jedoch einen Blick in verschiedene Friedhofsordnungen, findet man dort häufig den Punkt, dass gewerbsmäßiges Fotografieren oder Filmen ohne Genehmigung verboten ist. Wer also gewerblich auf einem Friedhof fotografiert, braucht in diesem Fall eine Genehmigung.

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Am Tor hängt ein Schild „Fotografieren Verboten“

 

Die jeweilige Gemeinde oder Stadt, die einen öffentlichen Friedhof verwaltet, kann natürlich so ein Schild hinhängen. Wenn ein „Fotografieren Verboten*“ Schild am Friedhofstor hängt, hat das meistens den Grund, dass es in der Vergangenheit Probleme mit (blöden) Fotografen gab. Temporär können solche Schilder auch hängen, wenn eine große Beerdigung ansteht, etwa nach dem Tod einer berühmten Persönlichkeit, oder auch nach Terroranschlägen. 
Inwiefern die Friedhofsverwaltung das Fotografieren auf einem öffentlichen Friedhof jedoch prinzipiell untersagen kann, sei hier dahingestellt. 

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Fotografieren mit Anstand und Hirn anstatt Paragrafen-Reiterei

 

Gesetze sind eine Sache*. Pietät und sinnvolles Sozialverhalten eine andere.
Bedenke: Friedhöfe sind Orte des Andenkens und der Trauer. Hier tragen Menschen ihre Lieben zu Grabe, trauern und pflegen ihr letztes Andenken. Wenn du jemanden am Friedhof siehst, weißt du nie, ob er nicht erst vor ganz kurzer Zeit einen schweren Verlust erlitten hat. Und auch wenn nicht: Es gibt Menschen, die es als störend empfinden, wenn jemand mit Kamera (und vielleicht auch Stativ) in ihrer Nähe zugange ist.
Was du also beim Fotografieren auf Friedhöfen beachten solltest – und was dir eigentlich schon dein Anstand eingeben sollte – sind diese Punkte: 

  • Halte dich weit von anderen Menschen entfernt.
  • Falls gerade jemand beerdigt wird, dann bleibe auf jeden Fall außer Sichtweite der Trauergemeinde.
  • Turne nicht auf Gräber oder Grabsteinen herum und verändere nichts an Gräbern.  

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Bilder von Grabsteinen mit erkenntlichen Namen darauf: Veröffentlichen erlaubt?

 

Eine Frage, die häufig aufkommt ist die, ob Fotos von Grabsteinen, auf denen die Namen der Verstorbenen zu sehen sind, veröffentlicht werden dürfen. 
In Deutschland wurde 2015 ein solcher Fall durch prozessiert. Eine Frau klagte gegen die Veröffentlichung eines Fotos vom Grabstein ihrer Eltern auf einer Internetseite. Die Klage wurde abgewiesen. Ihr könnt die Details hier nachlesen: https://www.datenschutz.eu/urteile/Veroeffentlichung-von-Grabstein-Fotos-auf-Webseite-erlaubt-Amtsgericht-Mettmann-20150616/

Ein ähnlicher Fall in Österreich ist mir nicht bekannt. Ich hätte noch nie gehört das jemand geklagt worden wäre, weil er Grabsteinfotos mit erkennbarer Inschrift veröffentlicht hat. Prinzipiell stellt eine solche Veröffentlichung wohl kein Problem dar, solange damit das Ansehen des Verstorbenen oder seiner Angehörigen nicht beschädigt wird. Dies bedeutet aber natürlich auch, dass der Kontext beachten werden muss, indem ein solches Bild veröffentlicht wird. Also angenommen du schreibst einen Blogbeitrag mit dem Thema: „Die 10 größten Grabstein – Fails aller Zeiten“* und retuschierst die Grabinschriften der Fotos nicht, wirst du ziemlich sicher Probleme bekommen. 

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Warum überhaupt auf Friedhöfen fotografieren?

 

Es gibt Leute die nicht verstehen, warum jemand zum Fotografieren auf den Friedhof geht. Unsere Gesellschaft verdrängt den Gedanken an den Tod, an die eigene Sterblichkeit. Wir haben im Prinzip keine Sterbekultur* mehr. Unser Leben wird von Geburt an bildlich dokumentiert – erst von anderen, dann von uns selbst – und die Bilder in den sozialen Medien verbreitet. Zumindest die jüngere Generation hat Bilder von allen Abschnitten eines Lebens. Nur nicht von Krankheit und Tod, den beiden großen Tabuthemen der heutigen Zeit*. 

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Warum Friedhöfe aus fotografischer Sicht interessant sind

 

Dennoch – und natürlich auch gerade deshalb, weil der Tod immer mehr zum Tabuthema wird – sind Friedhöfe aus fotografischer Sicht höchst interessant. Alleine schon die meist parkähnliche, aber geometrische Anlage von Friedhöfen reizt. Hinzu kommt, dass man auf Friedhöfen immer wieder interessante Motive findet. Auch vereinen sich auf vielen Friedhöfen Natur und Architektur. Und prinzipiell bieten Friedhöfe viel Raum für verschiedene Bildexperimente*, dem Spiel mit der Schärfentiefe, oder – so wie auf dem Bild unten – Projektionsflächen für Doppel- und Mehrfachbelichtungen.

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In diesem Sinne also viel Spaß beim Fotografieren am Friedhof. Wenn du dich entsprechend verhältst wirst du keine Probleme bekommen und mit einer Menge guter Fotos nachhause kommen!

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