Die Sache mit den Farben und den Formen in der Fotografie

 

Dies ist der letzte Teil zum Thema Bildgestaltung. Hier geht es zurück zum Anfang.

Wesentlicher Teil der Bildgestaltung sind natürlich die Farben. Unterschiedliche Farben haben unterschiedliche Wirkungen auf den Betrachter. Die Werbepsychologie* kann ganze Bände über Farbpsychologie* schreiben.

Nicht jede Farbe wirkt auf jeden Menschen gleich. Hier spielen sowohl individuell, als auch kulturell bedingte Unterschiede eine Rolle. Auch welche Farbkombinationen wir als harmonisch oder disharmonisch empfinden, hängt stark davon ab, was wir aus unserem Umfeld gewohnt sind.
Allgemein können wir davon ausgehen, dass Farben so auf uns wirken, wie wir es aus der Natur gewohnt sind.*
Beispielsweise assoziieren wir rot mit Feuer, Sonne und entsprechend mit Wärme, Hitze, brennen sowie ferner auch als Farbe, die unsere Aufmerksamkeit weckt.
Blau wiederum, erinnert uns an den weiten Himmel, an Wasser. Wir empfinden diese Farbe eher als kühl und ruhig.
Grün ist – oder war – lange Zeit die Hauptfarbe unseres Lebensraumes in Form von Blättern, Gras, Pflanzen. Grün beruhigt uns, es ist uns vertraut und verheißt Nahrung.
Diese Aufzählung könnte man nun natürlich weiter fortführen. Solange wir aber jetzt nicht als reine Studio Fotografen tätig sind und dort weitestgehend die Kontrolle über die Farbgebung haben, geht es für uns in der Hauptsache um zwei Dinge:

Ähnlich wie bei den Farben, ist es auch bei den Formen, wenngleich die Wirkungen hier wohl weniger individuell sind. Klare Formen, gerade Linien, symmetrische Formen wirken in der Regel eher beruhigend auf uns. Unklare Formen, unregelmäßige und schiefe Linien, asymmetrische Formen haben eine entgegengesetzte Wirkung.
Spitze Formen empfinden wir naturgemäß eher als stechend oder schneidend, während runde Formen eher mit Weichheit assoziiert werden.
Entsprechend können nicht nur Farbkombinationen als harmonisch oder unharmonisch empfunden werden, sondern auch Formen.

Beim Dunst-Bild unten, fallen die beiden Verkehrsschilder sofort ins Auge. Einerseits durch ihre Farbe, andererseits durch ihre klaren Formen, die sich deutlich von den ansonsten weichen Konturen abheben.

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Signalfarben in Fotos lenken oft ab – Oder den Blick des Betrachters zum Motiv

Das Couch-Bild  funktioniert nach demselben Prinzip wie. Der Blick des Betrachters fällt sofort auf die Couch. 
Der Unterschied besteht jedoch darin, dass ich die Verkehrszeichen bei im Dunst-Bild, bei der Aufnahme schlichtweg übersehen habe. Sie stören mich, weil es mein Ziel war, ein dunstiges Gesamtbild ohne auffällige Bildteile zu machen. Im Gegensatz dazu, habe ich das Bild mit der Couch, die dort übrigens zufällig herumstand, bewusst so gestaltet, damit der Blick des Betrachters an diesem kleinen Detail hängen bleibt.

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Bilder in Schwarzweiß fotografieren, bzw. umwandeln – sinnvoll?

Bei der Aufnahme auf die Farben zu achten ist natürlich wichtig für die Bildgestaltung.
In weiterer Folge kann man sich auch überlegen, Farben gänzlich wegzulassen, also Schwarzweißbilder zu generieren, oder die Farben im Bild bei der Nachbearbeitung am PC zu beeinflussen.
Wer sich öfters den Spaß macht und in diversen Fotogruppen im Internet mitliest, wird wissen das es da einige Hardliner gibt, die behaupten, dass Bilder unbedingt gleich in Schwarzweiß aufgenommen werden müssen, weil ansonsten kein Lerneffekt in Bezug darauf auftritt, welche Bilder sich für Schwarzweiß Aufnahmen eignen.
Ich persönliche halte das für absoluten Schwachsinn.
Gerade dadurch, dass Bilder in Farbe aufgenommen und anschließend am PC in Schwarzweiß konvertiert werden, wird ein sehr starker Lerneffekt möglich, weil dabei immer ein direkter Vergleich von Farbe zu schwarzweiß und umgekehrt möglich ist. Von daher empfehle ich gerade Anfängern, den viel kritisierten „Rettungsversuch“ einer Konvertierung eines mäßigen Farbbildes in ein Schwarzweißbild ausgiebig auszuprobieren.
Davon abgesehen kann man sich immer überlegen auf Farben zu verzichten, wenn:

  • Die Form des Motivs das wesentliche ist und…
  • …die Farben entweder von der Form des Motivs ablenken, oder die Farben…
  • …einfach nicht relevant oder gar störend sind, da eben die Form das Thema des Bildes ist.

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In Farbe wäre das Bild grün in grün. Was hier jedoch reizt, ist die gewundene Form.

Verfremdung, Beeinflussung von Farben und Formen in der Nachbearbeitung von Bildern.

Was nun die Beeinflussung der Farben bei der Nachbearbeitung am PC angeht, sind die Möglichkeiten vielfältig*. Das reicht vom erhöhen oder verringern der Sättigung, über Farbtönungen, bis hin zur Bearbeitung der Farben in selektiv ausgewählten, einzelnen Bildbereichen.
Die möglichen Ergebnisse reichen hier von dezent und kaum wahrnehmbar, bis hin zu schrill und nicht zu übersehen. Die Entscheidung triffst du.
Denke dabei daran, dass ein Bild nicht alleine dadurch besser wird, dass du seine Farben beeinflusst, oder gänzlich auch sie verzichtest. Farbveränderungen oder die Konvertierung in Schwarzweiß ist letztlich immer nur Teil der Bildgestaltung. Sind beispielsweise Schärfe/Unschärfe, Belichtung oder der Aufbau des Bildes an sich nicht stimmig, wird auch ein Griff in die Farb- oder Schwarzweißkiste nichts bringen.
Zu Lernzwecken aber, solltest du dich in diesem Bereich nach Herzenslust austoben.

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Falschfarben und Veränderungen mit der Sättigung.

Abschließende Tips zur Bildgestaltung

Ein letzter Tip den du immer beherzigen solltest und der dir bei der Bildgestaltung helfen wird, ist dieser:

„Frage dich immer, was du eigentlich fotografieren, was du dem Betrachter zeigen willst.“*

Erst nachdem du dir diese Frage gestellt und sie dir selbst beantwortet hast, kannst du dich wirklich bewusst an die Gestaltung eines Bildes machen.
Weil – angenommen du stehst vor einem blühenden Mohnfeld. Am Horizont hast du einen dramatischen Wolkenhimmel und zwischen den Wolken, steht die Sonne als rote Scheibe schon tief am Himmel.
Was davon möchtest du nun dem Betrachter zeigen?
Natürlich kann deine Antwort sein: „Alles zusammen, die Gesamtsituation.“
Aber dann musst du dich zugleich auch fragen, ob das überhaupt möglich ist. Die Details der schönen Mohnblüte an sich. Die große Anzahl der Mohnblüten. Die tolle Dramatik des Wolkenhimmels. Die rote Sonnenscheibe. Geht sich das alles in einem einzigen Bild aus? Falls ja – wie? Und falls nein wirst du eine Entscheidung treffen müssen. Denn das ist es, was Bildgestaltung letztendlich immer bedeutet. Sich zu entscheiden, etwas Bestimmtes auf eine zuvor bewusst festgelegte Weise zu fotografieren.

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